Freundschaftsbänke in Simbabwe – die Weisheit alter Frauen

»Kufungisisa« ist aus der Shona-Sprache und heißt so viel wie „zu viel nachdenken“, gemeint sind Depressionen. Insbesondere in den Entwicklungsländern werden psychische Erkrankungen durch Konflikte, Krisen und Armut verschlimmert. Psychiater Dixon Chibanda aus Harare hatte die Idee, Großmütter zu Laientherapeutinnen auszubilden. Er fand Verbündete und setzte auf die Großmütter: Rückgrat, Herz und Verstand in vielen simbabwischen Familien puttygen , wo die Eltern-Generation durch HIV weggestorben ist. „Sie sind empathisch, die besten Zuhörerinnen, Geschichtenerzählerinnen und Trösterinnen, leben in Dörfern wo sie gebraucht werden und haben Zeit.“

Seit über 10 Jahren sitzen ältere Frauen auf Freundschafts-Bänken vor den Kliniken, hören zu und retten Leben. Im Schatten eines Avocado-Baumes erwartet Melania Motokari ihre Patienten. „Willkommen mein Kind“, begrüßt sie die junge Frau. „Hallo Gogo, Großmutter“ antwortet die Besucherin. Gogo ist die liebevolle Bezeichnung für alte kluge Damen. Ein bleibender Reichtum des Landes mit 662 Gogos, die Geduld und Zeit mitbringen, um Leid zu lindern. Dabei ist eine Frau mit Halluzinationen, in deren Kopf nachts Motoren dröhnen. Ein junger Mann, der sich mit codeinhaltigem Hustensaft berauscht. Die junge Mutter mit ihrem Baby, deren Vater seinen Lohn und die Sorgen in Maisbier ertränkt. Geschichten von Gewalt in der Ehe und sexuellem Missbrauch, von Armut, Angst, Einsamkeit … und immer wieder von HIV.

Gogo auf Freundschaftsbank wartet auf ihre Besucher

Die Erfolge der Freundschaftsbänke sind beeindruckend. Eine Studie der Universität von Simbabwe belegt, dass viele Patienten mit Angstzuständen nach den Gesprächen mit einer Gogo weniger Symptome von »Kufungisisa« aufwiesen. Ein Modell für arme Länder, wie Menschen mit psychischen Erkrankungen geholfen werden kann.

Quelle: Isabel Stettin